Es wird spannend: Die Räuber der Meere ziehen im kommenden Jahr (1. Halbjahr 2019) in das hessische Pfungstadt. Rund 150 große und kleine Haie tummeln sich dann in der Shark City in Pfungstadt – Europas größtem Hai-Aquarium.
Es wird das wohl größte Indoor-Haifischbecken – das Herzstück der Shark City wird zwölf Meter hoch, 38 Meter breit und 24 Meter tief sein und fasst etwa 10,5 Millionen Liter Wasser. Platz bietet das riesige Becken aber nicht nur für die Abermillionen Liter Wasser, hier werden ganz besondere Bewohner einziehen: Rund 150 Haie und andere Meerestiere – insgesamt 36 verschiedene Arten sollen sich in dem Becken und in weiteren kleinen Anlagen rund um die Themenwelten Mangrove, Riff und Lagune tummeln und die menschlichen Besucher mitnehmen auf eine ganz besondere Reise in die Tiefen der Ozeane; in die Welt der Haie, die viele heute nur aus Schauergeschichten und Gruselfilmen kennen.
Die Idee von dem Groß-Aquarium Shark City Pfungstadt
Dabei seien Haie außerhalb der Fantasiewelten Hollywoods für den Menschen gar nicht gefährlich, erklärt Erich Ritter. Der Schweizer Biologe erforscht seit 35 Jahren das Verhalten von Haien und will als Schirmherr des in Pfungstadt geplanten Hai-Ozeaniums auf die Bedrohung der Meeresriesen aufmerksam machen. „Haie sind ein wichtiger Bestandteil unseres Ökosystems, das wir Menschen zum Leben brauchen. Daher gilt es, vor allem von Deutschland und Europa aus die richtigen Signale zu setzen, die Kräfte für den Haischutz zu bündeln“, fordert der Wissenschaftler. Der Grund: Jedes Jahr werden Ritter zufolge zwischen 70 und 100 Millionen Haie weltweit getötet – hauptsächlich wegen ihrer Flossen. „Es ist höchste Zeit für eine Stadt der Haie, also ein Hai-Zentrum, das ungeachtet aller ungerechtfertigten Bedenken mit spielerischen Mitteln und einem wissenschaftlichen Programm Lobbyarbeit betreibt, um den Haien in enger Zusammenarbeit mit anderen Haischützern, Wissenschaftlern und Aquarien eine Zukunft zu geben.“
So wird Ritter denn auch in der Shark-City-School Aufklärung zum Schutz der Meerestiere betreiben und die Besucher für die Belange und die Bedrohung der Haie sensibilisieren. Geplant sind neben der Shark-City-School und den riesigen Becken mit 50 Zentimeter dicken Glaswänden, hinter denen die Tiere hautnah beobachtet werden können, auch Live-Fütterungen mit frischem Fisch, Nacht- und Event-Führungen sowie wechselnde Sonderausstellungen. Auf der Baby-Station kann die Nachzucht der Tiere besichtigt werden. In Diskussionsrunden und bei Mitmachvorträgen können die Besucher ihr Wissen vertiefen; Dokumentationen für Kino und Fernsehen sowie virtuelle Angebote für das Internet bringen die Haie in die deutschen Wohnzimmer.
Shark City Pfungstadt Standort
Dass Shark City im hessischen Pfungstadt entsteht, ist kein Zufall. Die beschauliche Kleinstadt liegt im Herzen Deutschlands und ist über zwei Autobahnen, die A5 und die A67, per Zug oder gar per Flugzeug über den internationalen Flughafen Frankfurt schnell zu erreichen. Bis zu 25 Millionen Deutsche können binnen einer Fahrzeit von bis zu 120 Minuten hier ankommen. So erwarten die Betreiber der Shark City, die The Seven Seas Aquarium Betriebs GmbH aus dem rheinland-pfälzischen Grünstadt, denn auch rund 550.000 Besucher pro Jahr.
Pro, was spricht für das Aquarium der Superlative
550.000 Menschen, die über die Bedrohung der Tiere durch den Menschen und den Klimawandel aufgeklärt werden. 550.000 Menschen, die die vermeintlich gefährlichen Meeresräuber in Zukunft mit anderen Augen wahrnehmen werden. „Wir schützen nur das, was wir nicht fürchten“, mahnt Haiforscher Ritter, der mit seiner Shark City School das Bewusstsein für die Tiere ändern möchte. Zudem würden richtig große Tiere wie der Hammerhai, der Tigerhai oder gar der Weiße Hai nicht in die Shark City einziehen. Der Grund: Das Aquarium ist schlicht zu klein für diese Tiere. „Schließlich wird auf artgerechte Haltung Wert gelegt, viele Hai-Arten sind für Aquarien überhaupt nicht geeignet“, erklärte Alexander Dressel, Zoologischer Leiter der Shark City, anlässlich einer Pressekonferenz. Zudem sollen nur rund 15 Prozent der Pfungstädter Haie aus dem Ozean stammen, das Gros der Tiere – nämlich 85 Prozent – soll dagegen aus Nachzuchten oder anderen Aquarien kommen.
Die rund 150 Haie der Shark City sollen dann als Botschafter für ihre rund drei Milliarden Artgenossen stehen, die sich in den Weltmeeren tummeln. An ihnen sollen die Besucher des Aquariums das eigentlich friedliche Wesen der Meeresriesen besser verstehen und sich so aktiver und vor allem nachhaltig für den Artenschutz einsetzen. Denn jede Minute sterben zwischen 150 und 190 Haie in freier Wildbahn. Im Hai-Aquarium würden die Tiere dagegen mit großem Aufwand viel Liebe gepflegt werden, heißt es vonseiten der Betreiber.
Contra, was spricht gegen ein Aquarium für große Fische
Tierschützer sehen dagegen nur die finanziellen Interessen der Betreiber im Vordergrund und mahnen, Haie seien nicht für ein Leben in Gefangenschaft gemacht. Denn egal, wie groß und modern die Aquarien auch seien – den natürlichen Lebensraum der Tiere, den Ozean, können sie nicht ersetzen. So wiesen viele in Gefangenschaft gehaltene Haie Verhaltensstörungen auf, die von dem sozialen Dauerstress, dem sie in den kleinen Becken und aufgrund der zahlreichen Besucher ausgesetzt sind, herrühren.
„Drei, vielleicht vier Jahre überlebt ein Hai in einem Aquarium“, schätzt Martin Trösch, der sich als Tierschützer bei Sharkproject engagiert. Freilebende Tiere würden dagegen je nach Art bis zu 70 Jahre alt.
Ein weiteres Argument der Shark-City-Gegner: Noch sei nicht klar, ob auch Exemplare der sogenannten pelagischen Arten in das Aquarium einziehen. Haie dieser Arten, darunter auch der Weiße Hai, müssen permanent schwimmen, um ihre Atmung aufrechtzuerhalten. Sie sind für die Haltung in Gefangenschaft ungeeignet, sterben sie in den kleinen Becken doch binnen weniger Wochen.
Fazit: Artgerechte Haltung in Gefangenschaft gibt es nicht
Kleine Schwimmbecken, 550.000 neugierige Besucher und gefüttert werden statt zu jagen – artgerechte Haltung sieht sicher anders aus. Doch nicht nur in der Pfungstädter Shark City leben die Tiere fernab ihrer natürlichen Habitate. Den Vorwurf, Tiere in Gefangenschaft und nicht artgerecht zu halten, muss sich wohl jeder Zoo und jedes Aquarium rund um den Globus zu Recht gefallen lassen. Dennoch tragen alle diese Einrichtungen zum Erhalt bedrohter Arten bei – einige Spezies kommen gar fast nur noch in den Zoos vor. Klar, in einer perfekten Welt wären die Tiere nicht vom Aussterben bedroht. In einer perfekten Welt würde der Mensch nicht gewissenlos Jagd auf seltene Arten machen, rein aus Profitstreben, Gier und Egoismus. Von dieser perfekten Welt sind wir weit entfernt – leider. Ist es da nicht besser, bedrohten Spezies das Überleben zu ermöglichen – auch auf Kosten der Freiheit? Ich weiß es nicht.
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Quelle der Zitate: http://www.hessenschau.de/wirtschaft/tierschuetzer-wollen-shark-city-zum-zweiten-mal-kippen,kritik-sharkcity-100.html und http://shark-city.de/2017/09/22/haie-sind-fuer-menschen-nicht-gefaehrlich/Weitere Blogbeiträge: